Ein dickes Märchenbuch

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Aussehen

Ein in Leder eingebundenes Maerchenbuch. Vorne drauf steht in grossen Lettern:
Rapunzel.

Informationen

Kann von einem Seher oder Alchemisten bestimmt werden, wenn keines gesetzt ist, wird Unbekannt angegeben. Nur der Alchemist kann bestimmen, welches Metall auch Gold, Silber, Quecksilber, Kupfer, Eisen, Zinn und Blei beinhaltet.Material: Papier
Kann von jedem bestimmt werden, eine genaue Anleitung (auch für Seher) nter Forschen im Inhaltsverzeichnis unter Gewicht.

Generell gilt zu beachten, es gibt Gegenstände die stapeln, das Gewicht (damit Volumenverbrauch) bei stapelbaren Gegenständen verhält sich anders, je nach Menge.
Gewicht:
1 (sehr leicht)
Kann von jedem bestimmt werden, eine genaue Anleitung unter Forschen im Inhaltsverzeichnis unter Licht.Licht: 0 (leuchtet nicht)
Kann von einem Alchemisten bestimmt werden, allerdings leitet sich die Brennbarkeit oft von dem gesetzten Material ab, z.b. Holz brennt, Textil brennt, Bein brennt nicht.Brennbar: ja
Kann von einem Alchemisten bestimmt werden, allerdings leitet sich die Schwimmbarkeit oft von dem gesetzten Material ab, z.b. Holz schwimmt, Textil schwimmt nicht, Bein schwimmt nicht.Schwimmt: ja

Fundort

Im Regal der Freihandbibliothek auf dem Campusgelände der Universität Stuttgart.

Inhalt

Das Märchen von Rapunzel.

Faksimile

Rapunzel

Es war einmal ein Mann und eine Frau, die wuenschten sich schon lange
vergeblich ein Kind, endlich machte sich die Frau Hoffnung, der liebe Gott
werde ihren Wunsch erfuellen. Die Leute hatte in ihrem Hinterhaus ein kleines
Fenster, daraus konnte man in einen praechtigen Garten sehen, der voll der
schoensten Blumen und Kraeuter stand; er war aber von einer hohen Mauer
umgeben, und niemand wagte hineinzugehen, weil er einer Zauberin gehoerte,
die grosse Macht hatte und von aller Welt gefuerchtet ward. Eines Tags stand
die Frau an diesem Fenster und sah in den Garten hinab. Da erblickte sie ein
Beet, das mit den schoensten Rapunzeln bepflanzt war, und sie sahen so frisch
und gruen aus, dass sie luestern ward und das groesste Verlangen empfand, von
den Rapunzeln zu essen. Das Verlangen nahm jeden Tag zu, und da sie wusste,
dass sie keine davon bekommen konnte, so fiel sie ganz ab, sah blass und
elend aus. Da erschrak der Mann und fragte: "Was fehlt dir. liebe Frau ? "Ach,

antwortete sie, "wenn ich keine Rapunzeln aus dem Garten hinter unserm Hause
zu essen kriege so sterbe ich." Der Mann, der sie lieb hatte, dachte: Eh du
deine Frau sterben laesest holst du ihr von den Rapunzeln, es mag kosten, was
es will. In der Abenddaemmerung stieg er also ueber die Mauer in den Garten
der Zauberin, stach in aller Eile eine Handvoll Rapunzeln und brachte sie
seiner Frau. Sie machte sich sogleich Salat daraus und ass sie in voller
Begierde auf. Sie hatten ihr aber so gut geschmeckt, dass sie den andern Tag
noch dreimal soviel Lust bekam. Sollte sie Ruhe haben, so musste der Mann
noch einmal in den Garten steigen. Er machte sich also in der Abenddaemmerung
wieder hinab. Als er aber die Mauer herabgeklettert war, erschrak er
gewaltig, denn er sah die Zauberin vor sich stehen. "wie kannst du es
wagen", sprach sie mit zornigem Blick, in meinen Garten zu steigen und wie


ein Dieb mir meine Rapunzeln zu stehlen ? Das soll dir schlecht bekommen !"
"Ach", antwortete er, lasst Gnade fuer Recht ergehen, ich habe mich nur aus
Not dazu entschlossen. Meine Frau hat Eure Rapunzeln aus dem Fenster

erblickt und empfindet ein so grosses Geluesten, dass sie sterben wuerde, wenn
sie nicht davon zu essen bekommt. Da liess die Zauberin in ihrem Zorne nach
und sprach zu ihm: "Verhaelt es sich so, wie du sagst so will ich dir
gestatten, Rapunzeln mitzunehmen, soviel du willst; allein ich mache eine
Bedingung: Du musst mir das Kind geben, das deine Frau zur Welt bringen wird.
Es soll ihm gut gehen, und ich will fuer es sorgen wie eine Mutter." Der Mann
sagte in der Angst alles zu, und als die Frau in Wochen kam, so erschien
sogleich die Zauberin, gab dem Kinde den Namen Rapunzel und nahm es mit
sich fort.

Rapunzel ward das schoenste Kind unter der Sonne. Als es zwoelf Jahre alt war,
schloss es die Zauberin in einen Turm, der in einem Walde lag und weder
Treppe noch Tuere hatte; nur ganz oben war ein kleines Fensterchen. Wenn die
Zauberin hinein wollte, so stellte sie sich unten hin und rief:
"Rapunzel, Rapunzel,

Lass mir dein Haar herunter !"

Rapunzel hatte lange, praechtige Haare, fein wie gesponnen Gold. Wenn sie nun
die Stimme der Zauberin vernahm, so band sie ihre Zoepfe los, wickelte sie
oben um einen Fensterhaken, und dann fielen die Haare zwanzig Ellen tief
herunter, und die Zauberin stieg daran hinauf.

Nach ein paar Jahren trug es sich zu, dass der Sohn des Koenigs durch den Wald
ritt und an dem Turm vorueberkam. Da hoerte er einen Gesang, der war so
lieblich, dass er stillhielt und horchte. Das war Rapunzel, die in ihrer
Einsamkeit sich die Zeit damit vertrieb, ihre suesse Stimme erschallen zu
lassen. Der Koenigssohn wollte zu ihr hinaufsteigen und suchte nach einer
Tuere des Turms: aber es war keine zu finden. Er ritt heim. Doch der Gesang
hatte ihm so sehr das Herz geruehrt, dass er jeden Tag hinaus in den Wald ging
und zuhoerte. Als er einmal so hinter einem Baum stand, sah er, dass eine

Zauberin herankam, und hoerte, wie sie hinaufrief:
"Rapunzel, Rapunzel,
Lass mir dein Haar herunter !"

Da liess Rapunzel die Haarflechten herab, und die Zauberin stieg zu ihr
hinauf. "Ist das die Leiter, auf welcher man hinaufkommt, so will ich auch
einmal mein Glueck versuchen." Und den folgenden Tag, als es anfing dunkel zu
werden, ging er zu dem Turme und rief:
"Rapunzel, Rapunzel,
Lass mir dein Haar herunter !"

Alsbald fielen die Haare herab, und der Koenigssohn stieg hinauf.
Anfangs erschrak Rapunzel gewaltig, als ein Mann zu ihr hereinkam, wie ihre
Augen noch nie einen erblickt hatten. Doch der Koenigssohn fing an, ganz
freundlich mit ihr zu reden, und erzaehlte ihr, dass von ihrem Gesang sein

Herz so sehr sei bewegt worden, dass es ihm keine Ruhe gelassen und er sie
selbst habe sehen muessen. Da verlor Rapunzel ihre Angst, und als er sie
fragte, ob sie ihn zum Manne nehmen wollte, und sie sah, dass er jung und
schoen war, so dachte sie: Der wird mich lieber haben als die alte Frau
Gotel, und sagte "Ja", und legte ihre Hand in seine Hand. Sie sprach: "Ich
will gerne mit dir gehen, aber ich weiss nicht, wie ich herabkommen kann.
Wenn du kommst, so bring jedesmal einen Strang Seide mit, daraus will ich
eine Leiter flechten, und wenn die fertig ist, so steige ich herunter, und
du nimmst mich auf dein Pferd." Sie verabredeten, dass er bis dahin alle
Abende zu ihr kommen sollte: Denn bei Tag kam die Alte. Die Zauberin merkte
auch nichts davon, bis einmal Rapunzel anfing und zu ihr sagte: "Sag Sie mir
doch, Frau Gotel, wie kommt es nur, Sie wird mir viel schwerer
heraufzuziehen als den jungen Koenigssohn, der ist in einem Augenblick bei
mir ?" "Ach du gottloses Kind !" rief die Zauberin, "was muss ich von dir
hoeren; ich dachte, ich hatte dich von aller Welt geschieden, und du hast

mich doch betrogen !" In ihrem Zorn packte sie die schoenen Haare der
Rapunzel, schlug sie ein paarmal um ihre linke Hand, griff eine Schere mit
der rechten, und, ritsch, ratsch, waren sie abgeschnitten, und die schoenen
Flechten lagen auf der Erde. Und sie war so unbarmherzig, dass sie die arme
Rapunzel in eine Wuestenei brachte, wo sie in grossem Jammer und Elend leben
musste.

Denselben Tag aber, wo sie Rapunzel verstossen hatte, machte abends die
Zauberin die abgeschnittenen Flechten oben am Fensterhaken fest, und als der
Koenigssohn kam und rief:
"Rapunzel, Rapunzel,
Lass mir dein Haar herunter !"

so liess sie die Haare hinab. Der Koenigssohn stieg hinauf, aber er fand oben
nicht seine liebste Rapunzel, sondern die Zauberin, die ihn mit boesen und

giftigen Blicken ansah. "Aha", rief sie hoehnisch, "du willst die Frau
Liebste holen, aber der schoene Vogel sitzt nicht mehr im Nest und singt
nicht mehr, die Katze hat ihn geholt und wird dir auch noch die Augen
auskratzen Fuer dich ist Rapunzel verloren, du wirst sie nie wieder erblicken!"
Der Koenigssohn geriet ausser sich vor Schmerzen, und in der Verzweiflung
sprang er den Turm herab. Das Leben brachte er davon, aber die Dornen, in
die er fiel, zerstachen ihm die Augen. Da irrte er blind im Wald umher, ass
nichts als Wurzeln und Beeren und tat nichts als jammern und weinen ueber den
Verlust seiner liebsten Frau. So wanderte er einige Jahre im Elend umher und
geriet endlich in die Wuestenei wo Rapunzel mit den Zwillingen, die sie
geboren hatte, einem Knaben und einem Maedchen, kuemmerlich lebte. Er vernahm
eine Stimme, und sie deuchte ihm so bekannt. Da ging er darauf zu und wie er
herankam, erkannte ihn Rapunzel und fiel ihm um den Hals und weinte. Zwei
von ihren Traenen aber benetzten seine Augen, da wurden sie wieder klar, und
er konnte damit sehen wie sonst. Er fuehrte sie in sein Reich, wo er mit
Freude empfangen ward, und sie lebten noch lange gluecklich und vergnuegt.